Keine Scheu vor Meditation
Bereits ein Paar Minuten täglich bewirken, dass dein präfrontaler Cortex im Gehirn gestärkt und neu vernetzt wird. Das wurde in Computertomographien tatsächlich bewiesen
Und welche Vorteile hat eine Neu-Vernetzung deines präfrontalen Cortexes in deinem Alltag? Mehr Willenskraft!
Meditation ist das älteste Gehirntraining der Welt. Die Buddhisten nennen den untrainierten Geist “Affenhirn”, weil das Gehirn wie ein Affe ist, der nicht still sitzen kann. Er ist immer aufgeregt, immer auf der Suche nach etwas Neuem, und meist scheint er sogar betrunken zu sein. Je mehr du meditierst, desto mehr wirst du diesem Vergleich zustimmen können.
Wie wird dein Leben wohl weitergehen, wenn der unruhige Geist die Kontrolle behält?
Du kannst ihn mit täglicher Entspannung und Yoga für einige Zeit beruhigen und wichtige Regenerationspausen für deinen Körper schaffen. Aber wenn du es satt hast, Drama, Schmerz und wiederkehrende Gedanken-Karusselle zu behausen, solltest du eine Form der Meditation suchen, die dir entspricht. Durch Meditation wird dein Affenhirn ruhig. Der Trick ist, dass du jeden Tag meditierst. Jeden Tag! Auch am Heiligabend, an deinem Geburtstag und wenn du die schlechteste Nachricht deines Lebens erhalten hast. Jeden Tag ein Paar Minuten für den Rest deines Lebens.
Was ist der Unterschied zwischen Meditation und Entspannung?
Während beispielsweise Autogenes Training als Selbstkonditionierungsmaßnahme eher auf die Stress-Symptome einwirkt und beruhigend wirkt, schärft Meditation die Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit des Bewußtseins.
Die Frage ist „Möchte ich entspannen oder möchte ich mich transformieren?“ Wer entspannen möchte, dem empfehle ich autogenes Training oder Bodyscan. Genau darin lässt sich kurzfristige Entspannung finden, was super-super wichtig ist. Meditation geht weiter. Es geht um langfristiges Gehirntraining und Vorbeugen von Reaktionsmustern, die überhaupt permanent Stress auslösen.
Manche Formen der bewussten (aktiven) Entspannung können meditativ sein und viele Meditierende erleben, dass aktive Entspannung ihnen hilft, in der Meditation ruhig zu sein. Umekehrt ist es nicht der Fall: Die meisten Meditationen sind alles andere als entspannend!
Eine Versuchsreihe zur Wirkung von Meditation im Vergleich zu Entspannung ergab:
dass sowohl die Meditationsgruppe, wie auch die Entspannungsgruppe ihren Stress erheblich reduzieren und Stimmungsaufhellung erleben konnten
Die Meditationsgruppe erlebte jedoch einen höheren Anstieg einer positiver Stimmung und Reduktion von Grübelei und negativer Gedanken, als die Entspannungsgruppe.
A randomized controlled trial of mindfulness meditation versus relaxation training: effects on distress, positive states of mind, rumination, and distraction. Jain et al. in Ann. Behav. Med 2007 Feb; 33(1):11-21
Einfache 3-Minuten Meditation mit Konzentration auf den Atem
Du brauchst ein Handy mit Timer oder eine Eieruhr. Stelle den Timer auf 3 Minuten. Sitze an einem ruhigen Ort, sitze aufrecht. Nimm gerne einen Stuhl oder setze dich aufs Bett. Schließe deine Augen und atme ruhig. Sitze ganz unbeweglich. Beobachte zunächst, was nun passiert: Welchen Geschichten läuft dein Gehirn nach? Beobachte, aber lasse dich nicht mitreißen in diese Achterbahn der Assoziationen. Schaue nur zu, wie unglaublich schnell und wechselhaft der Geist seine Bahnen zieht. Zähle dann deine Atemzüge: Eine Einatmung und eine Ausatmung ergeben EINS. Zähle so weiter, bis 10. Wenn du bei 10 angekommen bist, fange wieder bei 1 an. Wenn ein Gedanke/ ein Gefühl dich beim Zählen durcheinander bringt, sage dir innerlich “oh, ein Gedanke hat mich mitgerissen” und fange wieder bei 1 an. Das machst du, bis deine Uhr klingelt. DAS ist Meditation! So leicht und so schwer. Es wird dich schockieren, wie schnell du dich mitreißen lässt und das Zählen vergisst, wie oft du dich wieder erinnern musst, dass du meditierst. Wie sehr dein Affenhirn dich vom Meditieren abhalten will. Lasse dich nicht entmutigen! Die Unruhe und die Anstrengung zeigen dir, dass du alles richtig machst! Sie zeigen dir, dass du wirklich dein Gehirn trainierst, und wie jedes Training ist auch dieses mit Anstrengung verbunden.
Tipp: Bleibe mindestens die nächsten 4 Wochen bei 3 Minuten. Erhöhe die Zeit nicht: Auch das kann ein Trick des Affenhirns sein, dich durch vorzeitige Leistungssteigerung in die Frust und schließlich zum Aufgeben zu katapultieren. Wenn du es für dich einfacher gestalten willst, führe die Meditation täglich zur gleichen Uhrzeit durch. So bekommst du Unterstützung von der Macht der Gewohnheit und der Körper stellt sich darauf ein.
…und zum Hören
…und für Geübtere die Advaita-Vedanta inspirierte Meditation…
…und für Interessierte zum Weiterlesen:
Es gibt viele Wege, ein Umfeld zu erschaffen, das deinen Geist gesund hält, deine Seele nährt und deine kreative Gehirnhälfte stärkt. Dazu zählen unter anderem Visualisierung, ekstatisches Tanzen, Chanten, Fasten, schamanisches Reisen (Visionssuche) und stille Kontemplation. Gebete sind vermutlich die am häufigsten gelehrte Art, eine stille Verbindung zum Frieden herzustellen.
Jede Religion auf der Erde lehrt Gebetstechniken. Menschen, die sich aber von Religion abgewendet haben, weil sie Schlechtes in der Welt der organisierten, hierachischen Religionen erlebt haben, können auf Meditation zurückgreifen. Menschen, die sich noch wohl in der organisierten Glaubenswelt fühlen, können aber auch von Meditation profitieren. Denn während das Gebet eher ein “Senden” von Wünschen ist, ist die Mediation wie ein Headset, wo du gleichzeitig sendest UND empfängst. Meditation wurde nicht nur bei den Buddhisten, Hindus und bei den Suffisten benutzt, um Zugang zu Frieden, Freude und Liebe herzustellen: auch in der christlichen frühen Lehre wurde sie propagiert.
Meditation ist aber nicht religionsgebunden: Du kannst dein eigenes Glaubenssystem dabei komplett behalten.